Erst die persönlichen Genomdaten machen die Medizin richtig schlagkräftig

Die medizinische Zukunft hat vor zwanzig Jahren mit der Entschlüsselung des menschlichen Erbguts begonnen. Höchste Zeit, das Potenzial für die Prävention und die Behandlung von Krankheiten zu nützen. Dafür müssen wir alle unser Genom sequenzieren lassen.

Die Zukunft der Medizin stellen wir uns gerne als spektakuläres Science-Fiction-Szenario vor. Mit mikroskopisch kleinen U-Booten, die durch unsere Blutbahnen patrouillieren und Krebszellen zerstören. Oder arteriosklerotisch eingeengte Adern freischaufeln. Mit Hirnimplantaten, die – über das Smartphone bedient – unsere Gedächtnisleistung verbessern und aufkommende depressive Verstimmungen und psychotische Schübe elegant übersteuern.

Auch humanoide Roboter und viel künstliche Intelligenz kommen in den Zukunftsentwürfen vor. Wobei die Maschinen immer mehr Aufgaben von Menschen aus Fleisch und Blut übernehmen. Nicht nur im Spital und in der Arztpraxis, sondern immer mehr auch bei uns zu Hause und im virtuellen Raum. Denn die klassischen Institutionen der Medizin werden wir schrittweise überwinden. Bis das auch für die meisten Krankheiten und den Alterungsprozess gilt, dürfte es dann auch nicht mehr lange dauern.

Solche Gedankenspiele sind reizvoll. Sie lassen aber gerne vergessen, dass die Zukunft der Medizin längst begonnen hat: mit der Entschlüsselung des menschlichen Erbguts vor zwanzig Jahren. Seither kennen wir den biologischen Bauplan des Menschen. Dieser Plan ist eigentlich ein sehr langer Text, der aus vier Buchstaben besteht: A, T, G, C. Diese Buchstaben stehen für die vier organischen Basen Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin. Das Erbgut – oder die DNA – kennt also nur vier Buchstaben. Das genügt der Natur, um alle biologischen Informationen zu speichern, die wir beziehungsweise unsere Zellen und Organe für ihren Aufbau und ihre Funktion benötigen.

NZZ

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