Auf dem Versuchsfeld in Zürich-Reckenholz wurden am Montag, 8.4.24, Gerstenkörner ausgesät, deren Erbgut mit einem neuartigen Verfahren verändert wurde.
Foto: Agroscope

Erstmals in der Schweiz wachsen Crispr-Pflanzen auf dem Feld

Auf einem Zürcher Versuchsfeld ist genomeditiertes Getreide freigesetzt worden. Von herkömmlichen Züchtungen ist es kaum zu unterscheiden.

Der Boden auf dem Versuchsfeld Zürich-Reckenholz war im März zu nass, das Wetter zu wechselhaft. Doch nun wurde ein ungewöhnlicher Versuch mit einer besonderen genomeditierten Gerste in der Schweiz gestartet. Am Montag brachte ein Team um Susanne Brunner von Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, das gentechnisch veränderte Saatgut in den Boden. Die Versuchsfläche beträgt bis zu 70 Aren, entspricht also knapp einem Fussballfeld.

Das Besondere: Die Gerste ist im Labor so verändert worden, dass sie auch durch klassische Züchtung hätte entstanden sein können. Die Methode, mit der präzise Änderungen im Erbgut möglich sind, heisst Genomeditierung. Das Forschungsteam wandte das sogenannte Crispr/CAS-Verfahren an.

Das Ziel: Mehr Körner pro Gerste

Diesen Mechanismus haben sich Brunners Forschungspartner von der Freien Universität Berlin zusammen mit Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung zunutze gemacht. Sie schalteten gezielt das sogenannte CKX2-Gen in der Gerste aus. Das Ziel ist, dass die Pflanze mehr Körner pro Ähre bildet.

Dieses Gen war bereits von einer besonders ertragreichen Reissorte bekannt. Bei dieser herkömmlich gezüchteten Sorte ist das CKX2-Gen inaktiv. Normalerweise sorgt das Gen dafür, dass ein Wachstumshormon abgebaut wird. Fehlt das entsprechende Genprodukt, baut sich das Wachstumshormon langsamer ab, und die Pflanze bildet mehr Körner.

Pflanzen, die mit diesen neuen genomischen Techniken (zum Beispiel Crispr/CAS oder Talen) hergestellt werden, heissen NGT-Pflanzen.

In der Schweiz ist dies der erste Freisetzungsversuch von NGT-Pflanzen zu Forschungszwecken. In anderen Ländern sind bereits Produkte derart veränderter Nutzpflanzen auf dem Markt, etwa eine genveränderte Tomate in Japan oder genveränderter Salat, Senfpflanzen, Avocados oder Sojabohnen in den USA.

Digitale Zwillinge für Neugeborene

Digitale Zwillinge für Neugeborene: Neue Technologie zur frühen Erkennung seltener Krankheiten

Auf einem Feld im zürcherischen Reckenholz spriessen langsam die Gersten-Pflänzchen.

Erster Feldversuch mit Crispr-Pflanze

Zelltherapie trifft neuestes Gene-Editing: Start-up Cimeio spannt mit Prime Medicine zusammen

Hoffnung für Patienten mit schwerer seltener Krankheit

Forschungsstandort Schweiz: «Die Situation ist untragbar»

Man sieht dem Golden Rice seine gentechnische Veränderung sofort an: Die Körner schimmern goldgelb. Sie enthalten Betacarotin, eine Vorstufe von Vitamin A.

Erstmals konnte der gentechnisch veränderte Golden Rice geerntet werden – er löst seit mehr als zwanzig Jahren grosse Hoffnungen und heftige Kritik aus