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Prof. Dr. M. Salathé: Soziale Netzwerke als Datenquelle

Prof. Dr. Marcel Salathé führt das Digital Epidemiology Lab an der EPFL in Lausanne und verfolgte bereits früh die Entwicklung der Coronavirus-Epidemie. Mit der Studie sozialer Netwerke kann er die Stimmung in der Bevölkerung zu Themen wie CRISPR/Cas messen.

Grosse Online-Datensätze, wie sie täglich in den sozialen Medien geteilt werden, sind für die Wissenschaft zu einer essenziellen Quelle für das Verständnis des Gesundheitsverhaltens geworden. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz - der Automatisierung intelligenten Verhaltens und dem Einsatz von maschinellem Lernens - lassen sich Zusammenhänge erkennen und je nach Ziel auch Handlungen ableiten. Marcel Salathé und sein Team setzen die gewonnen Erkenntnisse beispielsweise ein, um die Stimmung in der Bevölkerung und deren Verlauf über die Zeit in Bezug auf das Impfverhalten oder die neue gentechnische Methode CRISPR/Cas zu verstehen.

Wo früher Fragebögen oder Call Center zum Einsatz gekommen sind, lassen sich heute aussagekräftige Aussagen mit Hilfe von Online-Daten treffen. In ihrer Forschungsarbeit nutzen Marcel Salathé und sein Team unter anderen das soziale Netzwerk Twitter. Dabei kommen Methoden wie maschinelles Lernen (machine learning) und die Verarbeitung natürlicher Sprache (natural language processing) zum Einsatz, um beispielsweise Aussagen über das Impfverhalten treffen zu können. Wie lassen sich Impfstoffe möglichst effizient einsetzten, um den Ausbruch von Krankheiten wie COVID-19 zu verhindern? Wo liegen Hotspots von Impfverweigerern? Welchen Einfluss haben Nachrichten über Impfstoff-Nebenwirkungen auf das Impfverhalten? Fragen wie diese lassen sich aus Online-Daten beantworten. Um die Krankheitsdynamik zu verstehen und beeinflussen zu können, sind diese Analysen unabdinglich.

Mit Hilfe sozialer Netzwerke lassen sich auch Aussagen über die öffentliche Meinung in Bezug auf kontroverse Themen der Lebenswissenschaften treffen. So hat die Entdeckung der Genschere CRISPR/Cas neue Möglichkeiten für die biologische und medizinische Editierung von Genomen eröffnet und eine wachsende öffentliche Debatte sowohl über das Potenzial als auch die Gefahren von CRISPR-Anwendungen ausgelöst. Angesichts der Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung und der fast augenblicklichen globalen Verbreitung von Nachrichten ist es wichtig, die sich entwickelnden Debatten ohne grosse Verzögerung und ausreichend detailliert zu verfolgen, da bestimmte Ereignisse einen großen langfristigen Einfluss auf die öffentliche Meinung haben und später politische Entscheidungen beeinflussen können. Das Team von Marcel Salathé veröffentlichte im 2020 eine Studie die Gesamtheit aller Tweets analysiert, die jemals über CRISPR seit der Veröffentlichung des ersten Gen-Editierantrags im Jahr 2013 veröffentlicht wurden. Das Team konnte zeigen, dass das mittlere Sentiment der Tweets anfangs sehr positiv war, aber mit der Zeit abnahm, und dass dieser Rückgang durch seltene Spitzen starker negativer Sentiments angetrieben wurde. Aufgrund der hohen zeitlichen Auflösung der Daten waren sie in der Lage, diese Spitzen mit bestimmten Ereignissen zu assoziieren und zu beobachten, wie sich die «Trending Topics» im Laufe der Zeit veränderten. Diese Analyse liefert wertvolle und ergänzende Einblicke in laufende öffentliche Debatten.

Marcel Salathé ist zudem epidemiologisch verantwortlich für die Entwicklung der Corona-tracing-App. Gründer der künstlichen-Intelligenz-Plattform CrowdAI, die Big-Data-Projekte mit KI-Experten zusammenbringt und war bis Februar 2021 in der Corona-Taskforce des Bundes aktiv.

Marcel Salathé, EPFL

Tobias Kowatsch, Professor für Digital Health Interventions an der Universität Zürich (UZH), Direktor der School of Medicine an der Universität St.Gallen (HSG) und Scientific Director, Centre for Digital Health Interventions (UZH, HSG & ETH Zürich)

Janna Hastings, Professorin für «Medical Knowledge and Decision Support» (Brückenprofessur der Universität Zürich und der Universität St. Gallen)

Prof. Pedro Beltrao

Prof. Pedro Beltrao, Institut für Molekulare Systembiologie, ETH Zürich

Ender Konukoglu, Associate Professor für Biomedical Image Computing an der ETH Zürich