Prof. Isabelle Mansuy, Medical Faculty, University of Zurich & Department of Health Sciences and Technology, ETHZ

Die Umwelt hat einen entscheidenden Einfluss auf unser Leben: Prägende Ereignisse hinterlassen chemische Markierungen auf unserer DNA. Solche Markierungen finden sich auch in den Zellen unseres Gehirns. Isabelle Mansuy ist eine Pionierin auf dem Feld der Neuroepigenetik, welche den Einfluss der Umwelt auf neuronale Gene erforscht. Ihre Forschungsergebnisse tragen entscheidend zum Verständnis kognitiver und psychiatrischer Krankheiten bei.

Prof. Isabelle Mansuy und ihr Team interessieren sich insbesondere für genetische und epigenetische Grundlagen kognitiver Funktionen und daraus resultierende Verhaltensänderungen bei Säugetieren. Während ihre Kollegen vorwiegend bestimmte Enzyme, die Kinasen untersuchten, interessierte sich Isabelle Mansuy schon früh für eine damals noch kaum analysierte Enzymgruppe, die Phosphatasen. Mit Erfolg. Zwei Phosphatasen, PP1 und Calcineurin stellten sich als wichtige Proteine dar, welche im Mausmodell beim Verlust kognitiver Fähigkeiten eine Rolle spielen. Ein solcher Verlust wird in Säugern vor allem im Alter, bei Morbus Alzheimer oder bei einer Neurodegeneration beobachtet. «Interessanterweise konnten ältere Mäuse eine vergleichbare Gedächtnisleistung erbringen wie junge Mäuse, wenn die Produktion von PP1 oder Calcineurin im Gehirn unterdrückt wurde», berichtet Isabelle Mansuy. Diese Proteine sind zudem an der epigenetischen Kontrolle der Gedächtnisbildung beteiligt. Ob diese Proteine im Menschen ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen, gilt es noch zu bestätigen. Im positiven Fall stellen sie einen wichtigen Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Pharmaka dar.

Bereits seit geraumer Zeit wissen Forscher, dass Verhaltensstörungen aufgrund traumatischer Erlebnisse weitervererbt werden können. Unklar war jedoch, ob die dabei entstehenden physiologischen Veränderungen auch an die Nachkommen weitergegeben werden können. Seit ein paar Jahren und vor kurzem mit neuen Daten belegt, ist dies bestätigt: «Wir konnten im Mausmodell zeigen, dass Verhaltensänderungen bis zu den Enkeln manifestiert sind, obwohl diese kein Trauma erfahren haben», betont Isabelle Mansuy. Doch nicht nur das Verhalten der Mäuse war verändert, sondern auch ihr Stoffwechsel zeigte Abnormitäten. «Diese Veränderungen basieren zum Teil auf einem Ungleichgewicht von Micro-RNAs», erklärt Isabelle Mansuy. Micro RNAs sind kurze RNA-Fragmente, welche die Aufgabe haben, die Aktivität unserer Gene zu regulieren. Der genaue Mechanismus, welcher im Körper für das Ungleichgewicht der RNAs verantwortlich ist, wird derzeit von Isabelle Mansuy und ihrer Gruppe intensiv analysiert.«Da wir nun wissen, dass Mikro-RNAs in Spermien für die Vererbung von Traumata verantwortlich sind, hoffen wir, daraus einen Biomarker zu generieren, welcher im Blut von Patienten zur Diagnostik solcher Krankheiten angewendet werden kann», sagt Isabelle Mansuy.

Isabelle Mansuy studierte Biologie und Biotechnologie an der Universität Louis Pasteur in Strassburg. Ihren Doktortitel erhielt sie von der Universität Louis Pasteur in Strassburg sowie vom FMI in Basel für ihre Forschung im Bereich Neurobiologie. Von 1994 bis 1998 vertiefte sie ihre Arbeit an der Columbia University in New York. 1998 erhielt sie eine Assistenzprofessur an der ETH Zürich, welche im Jahr 2004 in eine ausserordentliche Professur umgewandelt wurde. Seit 2012 ist Isabelle Mansuy zudem ordentliche Professorin an der Universität Zürich und an der ETH Zürich.

Prof. Pedro Beltrao

Prof. Pedro Beltrao, Institut für Molekulare Systembiologie, ETH Zürich

Ender Konukoglu, Associate Professor für Biomedical Image Computing an der ETH Zürich

Tobias Kowatsch, Professor für Digital Health Interventions an der Universität Zürich (UZH), Direktor der School of Medicine an der Universität St.Gallen (HSG) und Scientific Director, Centre for Digital Health Interventions (UZH, HSG & ETH Zürich)

Janna Hastings, Professorin für «Medical Knowledge and Decision Support» (Brückenprofessur der Universität Zürich und der Universität St. Gallen)