Christoph Ruckstuhl / NZZ

Revolution von oben: Die EU-Kommission will künftig moderne Gentech-Pflanzen nicht anders behandeln als konventionell gezüchtete Pflanzen

Die Kommissionsmitglieder beweisen einen erstaunlichen Mut. Erstmals hält ein hochrangiges Politikergremium in Europa fest, dass ein Gentech-Produkt nicht für seine Herstellungsmethode bestraft werden soll, sondern dass nur die Eigenschaften entscheidend sind.

Die EU-Kommission will modernen Gentech-Pflanzen (GV-Pflanzen) eine Chance geben. Gemäss einem neuen Entwurf zur Regulierung sollen diese – sofern sie gewisse Voraussetzungen erfüllen – konventionell gezüchteten Pflanzen gleichgestellt werden.

Das bedeutet, dass moderne GV-Pflanzen künftig nicht mehr die äusserst zeitraubenden und kostenintensiven Testverfahren, die derzeit für GV-Pflanzen vorgeschrieben sind, durchlaufen müssen. Stattdessen werden sie wie jede neue Pflanzensorte getestet. Folgerichtig müssen Lebens- und Futtermittel, die moderne GV-Pflanzen enthalten, nicht mehr als GV-Produkte gekennzeichnet werden.

Wissenschaftliche Argumente wurden berücksichtigt

Damit zeigt sich die EU-Kommission viel mutiger, als von ihr erwartet worden war. Sie ist nicht eingeknickt unter dem Druck der Gentech-Gegner. Die EU-Kommission hat ganz offenbar den Argumenten einer breiten Wissenschaftergemeinde zugehört: Künftig ist es nicht mehr entscheidend, wie eine Pflanze hergestellt wurde. Beurteilt werden stattdessen die Eigenschaften des Produkts.

Wohlgemerkt, es geht nicht darum, dass alte, von einer breiten Bevölkerung in Europa abgelehnte GV-Pflanzen mit Fremdgenen auf Äcker oder Teller geschmuggelt werden sollen. Eine solche Pflanze ist zum Beispiel sogenannter Bt-Mais, der ein Gen von einem Bakterium eingebaut bekam und daher selber ein Insektizid produziert. Kritiker haben Angst, dass die artfremden Gene sich in der Natur ausbreiten. Der neue EU-Entwurf regelt dagegen, dass GV-Pflanzen, die auch durch konventionelle Züchtung hätten entstehen können, nicht anders behandelt werden als klassische Neuerungen.

Gelangen Sie hier zum vollständigen Artikel.


Virtual Reality im Operationssaal: In der Chirurgie bereits Realität.

Künstliche Intelligenz in der Medizin

Zelle mit komplett künstlich hergestellterDNA in Betrieb genommen

Nach der Befruchtung setzt die Eizelle (lila) Zink-​Ionen (blaue Punkte) frei, was die Form des grünen Proteins auf der Oberfläche eines Spermiums ändert. Dadurch kann dieses nicht mehr an der Eizelle andocken. 

Die Proteinverbindung, die die Befruchtung einleitet

Welche Bedeutung haben Gesundheitsdaten für Gesellschaft und Forschung?

CRISPR schneidet DNA

Die Präzision der Gen-Schere und die Zufälligkeit von Mutationen. Wie das Vorsorgeprinzip missbraucht wird

Forschungsstandort Schweiz: «Die Situation ist untragbar»