Keine Vertrauenskrise der Wissenschaft
Vertrauen in die Wissenschaft – eine Frage der Kommunikation?
Wie steht es um das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft? Ein internationales Forschungsteam um die Schweizer Forscherin Viktoria Cologna ist nun dieser Frage mit einzigartiger Gründlichkeit auf den Grund gegangen. In insgesamt 68 Ländern haben sie untersucht, wie das Vertrauen in die Wissenschaft mit beispielsweise Religiosität, sozioökonomischem Status, Bildungsstand, und Geschlecht korreliert. Die Studie basiert auf einer Umfrage mit 71.922 Teilnehmenden aus 68 Ländern und ist eine der bisher umfassendsten Erhebung zum Vertrauen in die Wissenschaft.
Die Mehrheit der Befragten ist der Auffassung, dass Wissenschaftler im Allgemeinen ein vergleichsweise hohes Mass an Kompetenz und Integrität besitzen. Dabei treten regionale, länderspezifische sowie soziokulturelle Unterschiede auf. Die Umfrage hat beispielsweise ergeben, dass Frauen, Stadtbewohner, Personen mit höherem Einkommen und Ältere generell mehr Vertrauen in die Wissenschaft haben. In westlichen Ländern haben Personen mit konservativen politischen Ansichten eher weniger Vertrauen in die Wissenschaft als jene mit liberalen Ansichten, während diese Tendenz in anderen Ländern nicht beobachtbar ist. Ein nur leichter Zusammenhang besteht zwischen tertiärer Bildungsstufe und Vertrauen in die Wissenschaft. Interessanterweise ist auch Religiosität positiv assoziiert.
Es gibt jedoch auch Herausforderungen für die Zukunft: Die Mehrheit der Befragten würde sich eine aktivere Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft und Politik wünschen. Beispielsweise sollten Wissenschaftler ihre Erkenntnisse direkt in politische Strategien einbringen. Ausserdem sieht die Mehrheit ein Potenzial zu einer besseren Kommunikation von Forschern mit der Allgemeinbevölkerung. Ausserdem soll der Forschungsfokus mehr auf Probleme wie beispielsweise das Gesundheitswesen oder die Energiekrise gelenkt werden.
«Wichtig ist, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich transparent und verständlich äussern – und auch deutlich machen, wo es Unsicherheiten gibt.» so die Hauptautorin der Studie,Viktoria Cologna, laut Bericht in Forschung & Lehre.