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Tierversuche

Die Grundlagenforschung, die angewandte Forschung und auch die Medikamentenherstellung sind auf Tierversuche angewiesen. Das Schweizer Tierschutzgesetz schreibt vor, dass Tierversuche auf das unerlässliche Mass zu beschränken sind und die Belastung der Tiere so gering wie möglich sein muss.

Krebsmedikamente, blutdrucksenkende Mittel, Impfungen oder Schmerzmittel und selbst Zahnimplantate – die moderne Medizin wäre ohne Tierversuche undenkbar. Im Interesse der Patientensicherheit sind Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben. Denn nur am lebenden Organismus, am komplexen Zusammenspiel von Molekülen, Zellen, Geweben und Organen, lassen sich erste Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von medikamentösen Subtanzen gewinnen. Erst im Anschluss an erfolgreiche Tierversuche dürfen diese an  Menschen verabreicht werden. So ist es auch im Schweizerischen Heilmittelgesetz festgehalten.

Alternativen zu Tierversuchen

Die Schweiz hat eines der strengsten Tierschutzgesetze weltweit. So hält es zum Beispiel fest, dass Tierversuche nur erlaubt sind, wenn keine Möglichkeiten einer gleichwertigen tierfreien Methode bestehen. Zu diesen Alternativmethoden gehören computergestützte Analysen, Untersuchungen an Zellen und isolierten Gewebeteilen und Stammzellkulturen. Dennoch gibt es Fragestellungen, die nach dem heutigen Stand des Wissens nur am Tier untersucht werden können.

Jeder Tierversuch muss von den Forschenden beantragt, begründet und von den entsprechenden Behörden genehmigt werden. Es muss gezeigt werden, dass der angestrebte Erkenntnisgewinn nur anhand von Experimenten an Tieren erzielt werden kann und schwerer wiegt als das zu erwartende Leid des Tieres. Das strenge Bewilligungssystem und eingehende Kontrollen vor und während der Versuche garantieren in der Schweiz einen ausgesprochen hohen Qualitätsstandard der Forschung an und mit Tieren.

 Tierversuche vermeiden, Leiden vermindern und Versuche optimieren 

Das Ziel menschliches Leiden zu lindern, steht dem Ziel gegenüber, das Leiden von Tieren zu vermeiden. Diese Güterabwägung müssen die Verantwortlichen für Tierversuche nach bestem Wissen und Gewissen jedes Mal von neuem vornehmen. Es liegt im Interesse der Forscher Tierversuche auf das Minimum zu reduzieren und Alternativmethoden zu verwenden. Denn Tierversuche sind nicht nur teuer und zeitaufwändig - kein Forscher fügt einem Tier gerne Schaden zu.

Bereits Ende der 1950er Jahre wurde deshalb das „3R“-Konzept eingeführt. Die 3R stehen für Replacement (Vermeidung), Reduction (Verminderung) und Refinement (Verbesserung) von Tierversuchen. In der Schweiz wurde die Stiftung «Forschung 3R» im Jahr 1987 gegründet. Sie wird paritätisch von Industrie und Bund finanziert und investiert beträchtliche Mittel in die Forschung zur Verbesserung von Tierversuchen und zur Entwicklung von alternativen Methoden. Einen Überblick zu dem Prinzip der 3R bietet die Broschüre dieser Stiftung „Gute Forschung mit weniger Tierversuchen“.

 Tierversuche in der Grundlagenforschung  

Tierversuche werden aber nicht nur durchgeführt, wenn ein konkreter medizinischer Nutzen besteht. Die Grundlagenforschung setzt Tierversuche ein um Kenntnisse über biologische Mechanismen im gesunden und kranken Organismus zu erlangen. Die gewonnenen Erkenntnisse führen nicht unbedingt auf direktem Wege zu neuen Medikamenten und Therapien. Sie bilden das Fundament an Wissen, das für Innovation und die Entwicklung neuer Medikamente essentiell ist. Genau wie für die medizinisch-angewandte Forschung gilt auch für die Grundlagenforschung das Prinzip der 3R.

Wenn möglich führen auch die Grundlagenforscher ihre Experimente mit Zellkulturen oder an Computermodellen durch. Oft werden weniger komplexe Tieren wie Fliegen oder Würmern eingesetzt. Auch Nagetiere sind bevorzugte Tiermodelle, denn ihre Körperfunktionen zeigen eine hohe Ähnlichkeit zu denen des Menschen. Weitere Informationen bietet der Gen Dialog „Tierversuche“.Diese Modelle bilden die Grundlage, um den menschlichen Organismus zu untersuchen, sie haben aber auch ihre Grenzen. Gewisse Bereiche der Humanbiologie und der Medizin sind auf hohe anatomische, physiologische und funktionelle Ähnlichkeit (Verwandtschaft) zwischen Modellorganismus und Mensch angewiesen.

Forschung an Primaten

In seltenen Fällen müssen deshalb Versuche mit Primaten durchgeführt werden. Das gilt für die Grundlagenforschung, für die medizinisch-angewandte Forschung sowie für das Testen von Medikamenten auf Wirksamkeit und Sicherheit. Forschungsgebiete wie die Immunologie, die Neurobiologie, die Altersforschung und die Fortpflanzungsbiologie sind ohne Experimente an Primaten undenkbar. Beispielsweise konnten Impfungen gegen Gelbfieber, Kinderlähmung und Hepatitis B nur aufgrund von Versuchen an Primaten entwickelt werden. Weitere Informationen bietet der Gen Dialog „Forschung an Primaten“.